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SOLVEIGS, GEISENHEIM - Der frankozentrische Blick, mit dem nicht wenige tatsächliche oder vermeintliche Experten noch immer die Weinwelt betrachten, suggeriert selbst dem erfahrenen Konsumenten, dass Pinot Noir mehr oder minder kalkhaltige Böden benötigt, um zu wahrer Größe zu gelangen. Burgund steht – und das ist ganz gewiss nicht falsch – im Mittelpunkt und alle Vertreter der Sorte aus anderen Regionen werden stets auf die eine oder andere Weise an diesem strahlenden Vorbild gemessen.
Dieser Ansatz mag nicht verwerflich sein, doch in unseren Augen erscheint er nur wenig zielführend, denn es ist der sprichwörtliche Vergleich von Äpfeln mit Birnen.
Dennoch liest man in unendlich vielen Weinbeschreibungen, wie „burgundisch“ ein Pinot von sonst woher doch sei, als sei dieses ohnehin schwammige Attribut alleine eine brauchbare Aussage über seine Qualität. Nicht wenige Winzer, gerade hierzulande befeuern diese Herangehensweise noch, indem sie ganz bewusst „burgundische“ Weine zu erzeugen suchen, ohne dies wie gesagt klar definieren zu können. Wenn ein Spätburgunder zu „deutsch“ schmeckt, dann ist das in gewissen Kreisen ein Makel, ohne dass auch dieses Deutschsein näher erläutert wird.
Jens Heinemeyer von Solveigs ist definitiv keiner dieser Winzer, denn seine gesamte Kollektion hat nicht den Anspruch, die Stilistik eines anderen Anbaugebiets zu imitieren, sei es auch noch so stilprägend, traditionell und großartig wie Burgund. Er ist nämlich viel zu erfahren und versiert, so dass er erkennt, dass so etwas schlicht nicht möglich und erst recht nicht erstrebenswert wäre:
Seine Burgunder wachsen nämlich allesamt auf Schiefer, dem absolut „unburgundischsten“ aller Untergründe, ist er doch urteutonische Heimat der großen Rieslinge von Rhein und Mosel. Und so sollen sie denn in seinen Augen auch schmecken wie Weine von Schiefer, nur eben wie rote aus der Königin der Reben!

Eine Neuheit oder gar eine Revolution ist das alles wahrlich nicht, denn die Gegend um Assmannshausen, insbesondere der legendäre Höllenberg, sind in der Tat das zweitälteste Anbaugebiet des Pinot Noir, den schon die Cisterziensermönche von Eberbach im Hochmittelalter aus ihrer – ohne Anführungszeichen – burgundischen Heimat mitbrachten. Dass diesem Import Erfolg beschieden war, ist unstrittig, war doch das Renommee des „Assmannshäusers“ noch bis zum Ende des vorvergangenen Jahrhunderts und darüber hinaus keineswegs soviel geringer als das der Weine Burgunds, wie man aus heutiger Sicht vermuten mag. Den völlig verdienten Untergang des Schiefer-Spätburgunders aus dem Rheingau und seines nächsten Verwandten von der Ahr besiegelte erst die folgenschwere Entscheidung in den Wirtschaftwunderjahren der Bonner Republik, die Vielzahl der Weine nicht mehr trocken auszubauen. Damit bediente man zwar perfekt den Zeitgeist während der großen Fresswelle, verabschiedete sich jedoch für lange Jahre aus dem Kreis der Ursprungsregionen feiner Rotweine.
Daran, dies zu ändern und den alten Ruf wieder herzustellen, machten sich erst Ende der 80er Jahre einige wenige Winzer wie August Kesseler, Robert König und – er ist nämlich beileibe keine Jungwinzer-Entdeckung – seit den späten 90ern auch Jens Heinemeyer. Die Rebflächen, auf welchen die Trauben für seine wenigen tausend Flaschen gedeihen befinden sich samt und sonders in schwer zu bewirtschaftenden Steillagen und sind zu annähernd 100 Prozent dem Spätburgunder vorbehalten. Hierbei fällt auf, dass er sich ganz bewusst gegen die Pflanzung burgundischer Klone entschieden hat, so populär diese inzwischen auch sein mögen. Er hält es mit vorhandenen alten Anlagen aus heimatlichem Genmaterial, vornehmlich sogenannten Geisenheim-Klonen, die perfekt an die örtlichen Bedingungen angepasst sind. Die Weinbergsarbeit erfolgt schon gezwungenermaßen rein händisch, etwas anderes ließe die Hangneigung auch nicht zu, seit langem wird nach ökologischen Richtlinien gewirtschaftet, eine Zertifizierung erfolgte mit dem Jahrgang 2014. Im hauseigenen Gewölbekeller sind sämtliche Hilfsmittel aus der Tüte seit jeher tabu, die Gärung erfolgt ausschließlich spontan mit weinbergs- und kellereigenen Hefen. Der Ausbau der Weine erfolgt in größtenteils gebrauchten, bei den Spitzenweinen auch partiell in neuen Barriques bester Provenienz. Herr Heinemeyer ist ein überaus geduldiger Mensch, so dass er seinen Jungweinen stets – das gilt explizit schon für die Basisqualität Phyllit – mindestens zwei Jahre Fassreife gönnt. Während dieser Zeit klären sich die Weine durch Sedimentation der Trubstoffe von selbst, so dass keinerlei Schönung oder Filtration erforderlich sind. Auch wenn sein Ansatz sehr minimalistisch und naturnah ist, erzeugt Jens Heinemeyer keinen Naturwein im engeren Sinne, denn alle Weine werden vor der Füllung zwar in geringem Umfang aber stets geschwefelt. Geduld lässt er anschließend noch walten, denn vor Ablauf weiterer 24 Monate auf der Flasche kommt kein Solveigs Pinot Noir in den Verkauf, zudem behält man einen guten Teil eines jeden Jahrgangs über einen noch wesentlich längeren Zeitraum zurück. Ziel ist es, seinen Kunden in Fachhandel und Spitzengastronomie stets eine große Jahrgangstiefe aller Qualitätsstufen anbieten zu können. Auch diese Politik ist goldrichtig, denn die Pinots von Solveigs belohnen das jahrelange Abwarten wie kaum ein anderer Vertreter der Sorte in Deutschland und darüber hinaus. Nach all der Theorie fragt sich der geneigte Kunde nun bestimmt, wie sich dies alles denn nun auf das Endprodukt auswirkt, wie sie denn nun schmecken, die wundersamen roten Raritäten aus dem Rheingau?
Zunächst einmal sollte sich der Erstkonsument dessen bewusst sein, dass er es mit einem Wein aus einer exponierten Steillage zu tun hat. Dies hat, nicht zuletzt in Folge des Klimawandels, zwangsläufig Auswirkungen auf den Charakter des Weines: Kurzum, wenn man an einem derartigen Ort derart selektiv und mit geringen Erträgen arbeitet wie Jens Heinemeyer, dann kann das Resultat kein gertenschlanker, sehniger und säurebetonter Burgundertyp sein. Wer den eindrucksvollen Monolithen namens Höllenberg einmal im Knick des Rheins in der Sonne hat liegen sehen, der versteht das auf Anhieb. So sind alle Weine von Solveigs auf der einen Seite erst einmal von einer großzügigen Fruchtigkeit geprägt und weisen tendenziell Alkohol-Gradationen von 13 bis über 14 Volumenprozent auf. Sie sind also niemals leicht, sondern immer eher üppige Sortenvertreter. Allerdings geraten sie trotz alledem über alle Jahrgänge hinweg niemals fettleibig oder gar marmeladig. Dafür sorgt alleine schon das stets für einheimische Burgunder untypisch robuste Gerbstoffgerüst, das zum einen den vorhandenen Rundungen Kontur verleiht, zum anderen aber auch immer eine gewisse Reifezeit erfordert. Für die restlichen Charakteristika sorgt der Untergrund, also der Schiefer des Höllenbergs, der immer für eine gewisse Rauchigkeit sorgt, gepaart mit Cassisnoten, die man so wohl nur hier vorfindet. Die Säurestruktur der Weine von Solveigs gerät weit moderater als es derzeit in der Burgunderszene vielleicht angesagt ist, doch bleibt ein Pinot von Jens Heinemeyer niemals konturlos, gleitet niemals in den eher fruchtbetonten „internationalen“ Stil ab.
Besonders die Einzellagenabfüllungen Micke und Present sind recht tieffarbige, mächtige, beeindruckende Weine voller Frucht, Gerbstoff und Mineralität, eingerahmt von bestem Holz. Ihr reichhaltiger Duft erfüllt den Raum und sie nehmen sogar Weinfreunde unmittelbar für sich ein, die ansonsten dem kapriziösen Pinot nicht eben zugeneigt sind. Für alle anderen – selbst für eingefleischte Burgundertrinker – sind sie eine lohnende Alternative, da sie erfreulich eigenständige Charaktere in einer Welt von zu vielen mittelmäßigen Imitationen sind.

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