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Bastian Hamdorf

Bastian Hamdorf

BASTIAN HAMDORF, KLINGENBERG - Die Werdegang der meisten Weingüter folgt gewissen Schemata, anhand derer man sie beinahe immer in die eine oder andere feste Schublade einordnen kann.
So gibt es einerseits reichlich Traditionsbetriebe mit prominenter Historie, daneben wundersame Erzählungen von motivierten Junioren, die alles Dagewesene über Bord werfen und zu neuen Ufern aufbrechen. Dazu kommen Geschichten von sich selbst verwirklichenden, oftmals prominenten Quereinsteigern und potenten Investoren.
Weit seltener sind komplette Neugründungen ohne familiären Background oder vorangegangener Bilderbuchkarriere außerhalb der Branche.
Das Weingut Bastian Hamdorf im churfränkischen Klingenberg am Main hat eine derart ungewöhnliche Entstehungsgeschichte, das diese selbst den Rahmen der letztgenannten Kategorie sprengt:
So wurde der gleichnamige Jungwinzer im Jahr 1982 an einem Ort geboren, der mit Verlaub nicht eben als Brutstätte sonderlich vieler Granden seiner Zunft berühmt ist, nämlich auf der Nordseeinsel Föhr.
Eine familiäre Vorprägung gab es in dieser windumtosten Welt von Pils und Korn definitiv nicht, sein recht früh erwachtes Interesse an feinen Weinen schlummerte wohl wundersamer Weise tief in ihm.
Doch die Wege von Bacchus sind unergründlich und so begab es sich, dass der junge Bastian bereits 2004 dem inneren Drang nachgab und begann, erste Erfahrungen im Weinbau zu sammeln. Alles begann mit einigen Praktika in einem gut beleumundeten VDP-Betrieb in Rheinhessen, danach gab es kein Zurück mehr. Nach einer kurzen Episode in einem der führenden Häuser der Steiermark schrieb sich Herr Hamdorf in Geisenheim ein und verließ die Kaderschmiede des deutschen Weines 2009 als diplomierter Önologe. Studienbegleitend hatte er weitere praktische Erfahrung bei einer der allerersten Adressen Neuseelands gemacht und so verging nicht viel Zeit, bis er seine erste feste Stelle in einem der Kult-Betriebe der Wachau antrat.
Nach Franken verschlug es das ambitionierte Nordlicht im Jahr 2012, als er die Position des Kellermeisters in einem großen und bekannten VDP-Weingut übernahm.
Er verantworte dort die Jahrgänge 2012 bis 2015, begann jedoch schon während dieser Jahre, erste Schritte in die Selbständigkeit zu tun.
Bereits 2014 las er seine ersten eigenen Trauben im Churfränkischen, seit 2016 existiert das Weingut Bastian Hamdorf in Klingenberg ganz offiziell und wird inzwischen hauptberuflich betrieben.
Im Ertrag stehen Riesling, Silvaner, Spätburgunder, einige Zeilen roter Neuzüchtungen sowie Portugieser aus uralten Reben, aus denen ganz selbstbewusst der hochpreisigste Wein im Portfolio erzeugt wird.
Seine derzeit gut anderthalb Hektar Weinberge liegen allesamt in den nur manuell und unter großem Aufwand zu bewirtschaftenden Buntsandsteinterrassen längs des Fränkischen Rotweinwanderwegs.
Sie sind auf viele kleine Parzellen im Großheubacher Bischofsberg und im renommierten Klingenberger Schlossberg verteilt und wurden fast von Beginn an ökologisch bearbeitet. Seit dem Jahrgang 2018 tragen alle Weine von Bastian Hamdorf ein Biosiegel, für ihn eine Selbstverständlichkeit angesichts seines erklärten Zieles, möglichst ehrliche und authentische Weine zu produzieren.
Zugegeben, derlei Phrasenhaftes proklamieren unzählige Jungwinzer, doch im Fall von Bastian Hamdorf erschließt sich die Ernsthaftigkeit dieser Aussage bereits beim ersten Schnuppern an einem seiner Weine.
Offensichtlich hat sein bemerkenswerter Lebensweg den jungen Familienvater quasi in Rekordzeit zu einer komplett erwachsenen Winzerpersönlichkeit werden lassen, die absolut genau weiß was sie will und unverrückbar an ihrer glasklaren Line festhält. Auch nicht undenkbar ist, dass für diese Beharrlichkeit tatsächlich so etwas wie die sprichwörtliche Geradlinigkeit der Norddeutschen verantwortlich zeichnet.
In jedem Fall erscheint es uns von Finkenweine, als wäre es die wohl einmalige Kombination aus anfänglicher Unvoreingenommenheit und anschließender Weltläufigkeit gewesen, die ihn heute zu einem den markantesten Individualisten der Region machen.
Bastian Hamdorfs Weine sind stilistisch absolut stringente, immer gertenschlanke Charakterköpfe mit extrem niedrigen Alkohol-Gradationen. Sie wirken in ihrer Jugend zunächst puristisch bis an die Grenze des Abweisenden und bedürfen auch gereift grundsätzlich ausgiebiger Belüftung.
Das macht sie zu alles anderem, als zu leicht verständlichen Spaßweinen für den schnellen Schluck zwischendurch und beileibe nicht jeder Weinfreund wird ihre fordernde Art goutieren.
Insbesondere Körpertrinker, denen ein Wein nicht plakativ und voll genug sein kann, sind ganz eindeutig nicht ihre prädestinierte Zielgruppe.
Wer sich jedoch wie wir von Finkenweine nur zu gerne auf einen Wein einlässt, in ihn hineinhört und bereit ist, auch feinste Nuancen zu ergründen, der liegt bei Herrn Hamdorf goldrichtig.
Wir sind uns sehr sicher, dass die überaus subtile und vielschichtige Art seiner Weine viele Anhänger finden wird, denn es hat sich zuletzt enorm viel getan auf der Konsumentenseite:
Gerade die jüngere Generation dürstet es längst nicht mehr nach immer fetteren Tropfen und Status im Glas. Der mündige Weintrinker des 21. Jahrhunderts ist empfänglicher denn je für die leiseren Töne und nicht zuletzt auch bereit, für den feinen Wein seiner Wahl den einen oder anderen Euro mehr auszugeben.
Das einzige Problem, dass wir mit Bastian Hamdorf und seinen formidablen Weiß- und Rotweinen haben, sind die noch immer verschwindend geringen Mengen… (c) C.S.

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