Die Weinbauregion Bergerac liegt im Département Dordogne beiderseits des gleichnamigen Flusses und stellt eine natürliche Fortsetzung des Bordelais nach Osten dar.
Die Bodenbeschaffenheit ist recht vielfältig und reicht von Kiessand auf einem Kalksteinsockel bis hin zu Molassesand und Mergel. Das Klima ähnelt dem von Bordeaux, obgleich die kontinentalen Einflüsse etwas stärker ausgeprägt sind.
Die Nachbarschaft zu den weltberühmten Anbaugebieten an der Mündung der Gironde spiegelt sich in den angebauten Rebsorten eindeutig wider:
Für die Erzeugung von Rotweinen werden neben einigen autochthonen Spezialitäten vor allem Merlot, Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc angebaut. Bei den weißen Varietäten dominieren – ebenfalls wie beim „großen Bruder“ - Sauvignon Blanc, Sémillon und Muscadelle.
Die Rebfläche der Gegend umfasst insgesamt rund 12000 Hektar, von denen rund 7000 mit roten Sorten bestockt sind.
In der Region Bergerac existieren zwei bedeutende regionale Appellationen für Weiß-, Rot- und Süßwein, namentlich Bergerac und Côtes de Bergerac, die sich hinsichtlich der Geographie und Geologie jedoch nur wenig voneinander unterscheiden und fast flächendeckend parallel existieren.
Die Erzeugnisse der allermeisten Rebflächen können folglich wahlweise unter einer der beiden Herkunftsbezeichnungen in den Verkauf gebracht werden, wobei die Regularien der Côtes de Bergerac etwas strenger gefasst sind.
Daneben gibt es eine gute Handvoll lokale Appellationen, von denen nur Pécharmant alleine dem Rotwein vorbehalten ist. Alle anderen – allen voran Montbazillac – haben sich auf die Bereitung von süßen und edelsüßen Weißweinen im Sauternes-Stil spezialisiert.
Historisch betrachtet stellte Bergerac stets den Übergang zwischen dem sogenannten Oberland (Haut Pays) und dem Bordelais dar und hatte mehrere Jahrhunderte lang eine überaus privilegierte Stellung sowohl als Anbauregion als auch als Handelsplatz inne, was für großen Wohlstand sorgte.
Dies änderte sich jedoch mit dem Eintreffen der Reblaus schlagartig, der Weinbau der Region kam, wie andernorts auch, fast vollständig zum Erliegen. Allerdings konnte man sich anders als in und um Bordeaux von dieser Naturkatastrophe bis heute nicht wirklich erholen, so dass die Anbaufläche zu Beginn des 21. Jahrhunderts nicht einmal halb so groß war wie in der zweiten Hälfte des 19.
Dennoch – oder vielleicht auch gerade deswegen – ist Bergerac inzwischen vielleicht spannender denn je:
Die zahlreichen Brachen und der nicht eben glorreiche Ruf der jüngeren Vergangenheit ermöglichten nicht wenigen ambitionierten Neu- und Quereinsteigern den Erwerb von Weinbergen und den Aufbau neuer Güter.
Bergerac ist gerade erst dabei, aus einem lange währenden Dornröschenschlaf zu erwachen. Es gibt mittlerweile erfreulich viele qualitätsorientierte Produzenten, obgleich die Gegend gewiss noch nicht ganz oben auf den „Must Drink“ – Listen hipper Influencer in den großen Metropolen der Welt steht.
Dieser Umstand erweist sich in unseren Augen jedoch geradezu als Segen für den neugierigen Weinfreund, denn in und um Bergerac wird er noch auf absehbare Zeit genau das finden, was sein Herz am allermeisten begehrt:
Hochklassige und bislang kaum bekannte Weinpersönlichkeiten, die weit mehr sind als nur günstige Alternativen zum allgegenwärtigen Bordeaux.