Raus aus dem Dornröschenschlaf!
Ist der Ruf erst ruiniert... Angsichts der spektakulären Entwicklung, die das Beaujolais in den letzten Jahren durchlaufen hat, möchten wir von Finkenweine an dieser Stelle die unglückseligen Zeiten des Beaujolais Nouveau nur ganz kurz streifen:
Wohl kaum eine zweite Weinbauregion der Welt setzte über Jahrzehnte derart stark auf den schnellen wirtschaftlichen Erfolg in Form eines jungen, frischen und fast immer komplett belanglosen Primeur-Weines, der zwar lange reichlich Geld in die Kassen der Winzer spülte, jedoch auch nachhaltig den Ruf einer ehemals gut beleumundeten Gegend schädigte.
Freilich gab es ihn auch während dieser - zumindest im Nachhinein - dunklen Periode immer, den seriösen, den hochwertigen Beaujolais. Einige ambitionierte Güter trotzten der banalen Schwemme und nicht wenige große Häuser aus dem nahen und doch Lichtjahre entfernt erscheinenden Burgund hatten und haben anständige Weine von dort im Programm.
Dennoch war in letzter Konsequenz auch von den noblen Brüdern aus dem Norden keine wirklich effektive Hilfe zu erwarten, nahm und nimmt doch der Beaujolais stets die günstigsten Positionen auf ihren Weinlisten ein, ganz egal wie gut er auch sein mag.
Ein Umdenken in der Breite musste aus der Region, von den Winzern vor Ort kommen - und in der Tat formierte sich vor allem im letzten Jahrzehnt eine schlagkräftige Bewegung qualitätsversessener und vor allem auch selbstbewusster Weinmacher, die vieles anders und fast alles besser machen, als ihre selbstzufriedenen Vorgänger.
Noch stellen diese ehrgeizigen Newcomer bei weitem nicht die Mehrheit, doch inzwischen ist das Beaujolais zweifellos einer der dynamischsten Flecken auf der Landkarte des Weines, ein Hort der Individualisten, Terroir-Fanatiker, Bio-Pioniere und Naturwein-Freaks.
Beaujolais ist en vogue in den angesagtesten Weinbars der Metropolen dieser Welt und kaum ein anderer Wein schafft es derart regelmäßig unter die Lieblinge der progressivsten Someliers innerhalb und außerhalb Frankreichs.
Diese Erfolgsgeschichte ist für uns von Finkenweine nur zu gut nachvollziehbar, denn guter Beaujolais - insbesondere jener aus den besten Crus - verkörpert für uns idealtypisch alles, was der moderne Konsument von einem Rotwein erwartet:
Er ist ungemein und im besten Wortsinn süffig, gehaltvoll und dennoch niemals über die Maßen schwer. Er kann anspruchsvoll sein und ist trotzdem nie komlpliziert, er kann jung getrunken werden, wenngleich die besten Vertreter sehr gut reifen. Auch bildet er, bei moderaten Erträgen und von Meisterhand vinifiziert, sehr gut seine Herkunft ab.
Kurzum: Es gibt wohl kaum einen zweiten Rotwein, der derart vielfältig kulinarisch einsetzbar ist.
Außerdem - und auch das ist stets von Belang - kostet selbst der feinste Topfen aus dem allerbesten Stall weit weniger als ein gleichwertiges Kaliber von der nördlichen Rhône, von Burgund ganz zu schweigen...