Wäre Bordeaux ein Verein, würde man ihn wohl unweigerlich mit Bayern München - oder international mit Real Madrid - vergleichen. Unbegrenzte finanzielle Möglichkeiten, viel Spekulation, der Versuch, den Markt zu beherrschen und nicht von ihm beherrscht zu werden, die berühmten Manager, Präsidenten und natürlich Spieler... Die Szene ist heiß, der Euro wird mehrfach gedreht und man vergisst bei all dem elitären Trubel oft, dass es auch im Bordelais noch ein paar handwerklich arbeitende Weingüter gibt, die es zu entdecken gilt. Besucher dieses Internetauftrittes kennen sicher noch die Zeiten als man sich zumindest jeden Bordeaux wenigstens ein Mal im Leben leisten konnte. Doch diese Zeiten scheinen vorbei. Das Gute daran ist aber, dass heute viele der Weine aus der früheren zweiten oder dritten Reihe so gute Weine machen wie sie früher nur in der ersten produziert wurden. Ob man nun also für das gleiche Budget einen gleich guten Bordeaux in den Keller bekommt, wäre aus meiner Sicht die entscheidende Frage. Ungeachtet des Namens gibt es auch heute noch ehrliche, trinkanimierende Bordeaux im Preissegment von 10 bis 20 Euro und man kann immer noch bedenkenlos Weine um die 30 oder 40 Euro für wenige Jahrzenhte einlagern. Alles bestens also? Nun, ich denke, die größte Herausforderung liegt darin, dass andernorts in Bolgheri, in Kalifornien, in Chile und Argentinien so reife und große Cabernet Sauvignon entstehen, dass Bordeaux da nur in guten Jahren mithält. Warten wir also gespannt darauf, ob der Vorsprung von Bayern München einfach zu groß ist als dass ihn je ein anderer Weinverein einholen könnte...