Wer Piemont hört, denkt neben Banalkulinaria sicher zuerst an Barolo, Trüffel und Barbaresco, Kenner der Region vielleicht noch an den Castelmagno, Robbiola oder das dem Wagyu qualitativ ebenbürtige, wenngleich andersartige Fassone-Rind. Bei so vielen Köstlichkeiten, besteht immer die Gefahr, dass das Bessere des Guten Feind ist. Ich erlaube mir daher, Ihnen eine Region in der Provinz Novara näher zu bringen, die sonst eher dem Tourismus (Lago Maggiore) und der Cashmere-Verwertung verschrieben ist. Aber gerade diese für Wein eher unbekannten Flecken sind für mich das, was Italien als Weinland Nummer 1 qualifzieren könnte. Weinstile, die über Generationen praktiziert werden und nirgendwo sonst auf der Welt Kopien finden. Kein Chardonnay, Sauvignon oder Cabernet verdurchschnittlichen diese Gegenden, sondern einheimische Sorten wie Spanna (Nebbiolo), Croatina, Erbaluce oder Vespolina oder Uva rara begeistern den geschmackreisenden Weinfreund und garantieren ein im Wortsinn „Sinn“volles Wiedersehen.
DIE LANDZUNGE ZU FÜßEN DER BERGE...
Als Liebhaber großer Burgunder und großer italienischer Rotweine landet man zwangsläufig irgendwann in den „Langhe“. Ähnlich wie in Baden sind die Weine durchweg als Begleiter einer aufregenden Küche gedacht, die nicht durch Kompliziertheit glänzt, sondern schlichtweg durch die Qualität ihrer Grundprodukte. Genau wie die Küche werden auch die Weine des Piemont jedweden modischen Fusion-Schnickschnack überdauern und gehören jetzt schon zu den großen Klassikern unserer Zeit. Sie vereinen die Finesse und Trinkbarkeit großer Burgunder mit der Fülle und der Würze italienischer Spitzenweine. Mehr und mehr zeigen sich bei unseren Proben die großen Vertreter aus Barbaresco und Barolo in Vergleichsproben mit anderen prominenten Etiketten als überlegen. Man teilt im Herzen des Piemont rund um die alte Stadt Alba die Weingüter generell in zwei Kategorien ein: in die Modernisti, die den Weinen mehr Schliff gegeben haben, in dem sie neueste önologischer Erkenntnisse und kleine Holzfässer verwenden und die Traditionalisti, die gemäß Ihren Vorgängergenerationen die Weine sehr lange im großen Holzfass ausbauen und auch an anderen Stellen der Weinbereitung die Tradition bewahren. So gibt es für jeden Geschmack und jede Lagerungsmöglichkeit genügend Auswahl, da inzwischen viele Weine auch zwischen den beiden Weinstilen erzeugt werden. Wem der Preis für einen dieser großen Nebbiolo zu hoch ist, der findet im Programm zahlreiche Alternativen, um in die große Welt der Langhe einzutauchen. Ich prophezeie, dass man da nicht wieder herauskommt.