Karl-Hermann Milch aus dem rheinhessischen Monsheim absolvierte seine Winzerlehre bei den Spitzenweingütern Keller in Flörsheim-Dalsheim sowie Knipser in Laumersheim und führt das traditionsreiche Familienweingut seit 2001.
Er begann - wie viele andere ambitionierte und bestens ausgebildete Jungwinzer jener Tage auch – sofort, vieles anders und noch mehr besser zu machen als die Elterngeneration.
Dennoch unterschied sich Karl-Hermann Milch von Beginn an doch recht erheblich von den allermeisten seiner gleichaltrigen Kollegen in der Region:
So lag und liegt sein Hauptaugenmerk nicht auf dem Riesling, als dem Aushängeschild des deutschen Weinbaus schlechthin.
Herr Milch schätzt persönlich nämlich eher kraftvolle, körperreiche Weißweine, vorzugsweise im Holz ausgebaut. Da seine Lagen in und um Monsheim einen hohen Kalkanteil aufweisen, ermöglichen ihm bereits die natürlichen Gegebenheiten den Anbau von Chardonnay, seiner ureigensten Leib- und Magensorte.
Und Karl-Hermann Milch pflanzte über die Jahre viel Chardonnay. So viel, dass inzwischen rund die Hälfte seiner 13 Hektar mit der großen weißen Traube des Burgund bestockt sind. Das ist hinsichtlich des Anteils an der gesamten Rebfläche einsamer Rekord hierzulande!
In guten Jahren entstehen inzwischen bis zu zehn unterschiedliche Chardonnays, auch das ist andernorts in Deutschland unerreicht.
Die Chardonnay-Kollektion des Hauses ist im Wesentlichen vierstufig gegliedert:
Es gibt einen Gutswein, einen Monsheimer Ortswein, mehrere Lagenweine und zumeist zwei Reserveabfüllungen aus den besten Parzellen.
Daneben entstehen ab und an, wenn es der Jahrgang zulässt, Spezialitäten wie der Chardonnay 809, der exklusiv aus dem gleichnamigen burgundischen Rebklon bereitet wird.
Die Qualitätspyramide im Hause Milch ist hierbei stets und für jedermann eindeutig nachvollziehbar, die Basisqualitäten werden im Edelstahl und im großen gebrauchten Holzfass vergoren und ausgebaut und zeigen sich saftig und fruchtbetont.
Bei den größeren Vertretern nehmen Gebindegröße und –alter schrittweise ab, Maischestandzeit und Reifezeit im gleichen Maße zu.
Für Karl-Hermann Milch beginnt die Entstehung eines hochwertigen Weines bereits im Weinberg. Hier ist akribische Handarbeit angesagt, alles ist dem Ziel untergeordnet, möglichst kleine und kerngesunde Trauben zu lesen, die eine hohe physiologische Reife und eine maximale aromatische Konzentration aufweisen.
Zu hohen Erträgen steuert er frühzeitig mittels dem Jahrgangsverlauf angepassten und qualitätsorientierten Laubarbeiten, wie dem Entblättern der Traubenzone und einem späten Laubschnitt, entgegen. Auch hinsichtlich der Düngung ist für den Winzer weniger mehr, lediglich die im Weinberg gewachsenen Pflanzenreste verbleiben dort oder werden wieder in den natürlichen Nährstoffkreislauf zurückgeführt.
Grundsätzlich werden im Weingut Milch alle Chardonnays mit keller- und weinbergseigenen Hefen spontan vergoren und bekommen stets ausreichend Zeit, um ihre Mitte zu finden.
Da dies unterschiedlich lange dauern kann, kommt es vor, dass einzelne Weine von Karl-Hermann Milch erst nach einem halben Jahrzehnt zum Verkauf freigegeben werden.
Stilistisch sind die Chardonnays aus dem Hause Milch absolute Unikate, die sich einer einfachen Kategorisierung entziehen und in ihrer Eigenständigkeit keinen externen Vorbildern nacheifern:
Sie sind immer tendenziell kraftvolle Vertreter ihrer Art, geraten jedoch niemals übertrieben üppig oder gar fettleibig.
Das Holz ist zu jeder Zeit – nicht zuletzt aufgrund der teils langen Ausbauzeit – gut integriert und dominiert das Gesamtkonstrukt nie.
Ein angenehmer kleiner Gerbstoffbiss sorgt insbesondere bei den Spitzenweinen selbst in warmen Jahren mit hoher Reife und niedrigen Säurewerten für Struktur und ausreichend Spannung.
Für uns von Finkenweine stehen gerade die Lagenabfüllungen von Karl-Hermann Milch exakt in der goldenen Mitte des Chardonnay-Universums, irgendwo zwischen eher barockem Überseestil und geschliffenem, kühlem und mineralischem Burgunderideal.
Vielleicht liegt es daran, dass Herr Milch schon ein vergleichsweise alter Hase im deutschen Chardonnay-Geschäft ist, aber seine Weine machen – genau wie ihr Schöpfer – nicht den Eindruck, als würden sie sich für irgendwelche geschmacklichen Moden und Trends interessieren. Auch das schätzen wir sehr!